Digitaler Lobbyismus und Whataboutismus – eine kleine argumentative Fingerübung

In einem aktuellen Dossier der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) werden die Aktivitäten der Digitalindustrie im Bildungsbereich kritisch beäugt: Schulen seien „ins Visier“ der großen Konzerne geraten und die Digitalisierung werde als „Einfallstor“ genutzt, um wirtschaftliche Interessen durchzusetzen (vgl. S. 2).  Auch wenn man nicht sofort zu Kriegsmetaphorik greifen muss: Das (politische) Lobbying der Digitalkonzerne ist ein gravierendes Problem.

Ob sich unser Bildungssystem in die Richtung eines durch Algorithmen optimierten Kontroll- und Lehrsystems (Deckname: #PersonalizedLearning) entwickelt oder ob digitale Medien als Katalysatoren für progressive Pädagogik und konstruktivistisches Lernen dienen, hängt auch davon ab, welche Rolle wir den „Big Five“ institutionell zuweisen bzw. wie wir verhindern, dass sie bestimmte Rollen unaufgefordert besetzen. Insofern ist das Engagement der GEW wider den digitalen Lobbyismus prinzipiell lobenswert und dringlich.

Neben der Digital-Lobby gibt es weitere Interessensgruppen, die Einfluss auf den Bildungsbereich nehmen. Dazu gehören insbesondere die Verlage, die – um es sprachlich analog zu kleiden – seit Jahrzehnten die Schulen ins „Visier“ nehmen und diverse „Einfallstore“ nutzen, um wirtschaftliche Interessen durchzusetzen.

Wenn man in Debatten mit den Kritikern der Digital-Lobby darauf hinweist, dass nicht nur Apple und Microsoft, sondern auch Klett und Cornelsen erheblichen Einfluss auf die konkrete Unterrichtswirklichkeit ausüben, werden zwei Antworten gebetsmühlenartig wiederholt:

  1. Man könne Verlage und Tech-Giganten nicht vergleichen (Inkommensurabilitäts-Argument). 
  2. Man wolle durch den plumpen Wechsel des Themas nur ablenken (Whataboutismus-Vorwurf). 

Im Folgenden wird gezeigt, warum beide Antworten ins Leere laufen und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

Das Inkommensurabilitäts-Argument

Das Inkommensurabilitäts-Argument beruht auf einem einfachen Gedanken: Wenn es um den Einfluss auf das Bildungssystem geht, könne man relativ kleine Schulbuchverlage nicht mit global agierenden Konzernriesen auf eine Ebene stellen. Ein rascher Blick auf die Umsätze würde genügen, um das einzusehen: Wie sollte man z.B. Cornelsen (Umsatz 2018: 254 Millionen Euro) mit Apple (Umsatz 2018: 265 Milliarden US-Dollar) vergleichen können? 

Diese Überlegung mag zunächst einleuchten, fußt jedoch auf einem Denkfehler. Denn der Einfluss eines Unternehmens auf das Bildungssystem kann nicht allein in Euro oder Dollar gemessen werden. 

Vielmehr ist zu fragen, in welcher Weise die jeweiligen Produkte die konkrete Unterrichtswirklichkeit prägen. Und hier gilt: Während Deutschland im Bereich digitaler Technik ein Entwicklungsland ist, gibt es seit Jahrzehnten die zuverlässige und (fast) wartungsfreie 1:1-Ausstattung mit Schulbuch-Technik.

Und während die Angst vor Verstößen gegen die Regelungen des Datenschutzes ganze Kollegien lähmt, fürchten die wenigsten, durch die Nutzung von Büchern oder Arbeitsblättern mit einem Bein im Gefängnis zu stehen. Allgemeiner gesprochen: Die technischen, strukturellen, rechtlichen und institutionellen Bedingungen sorgen dafür, dass die Schule auch im 21. Jahrhundert dem Paradigma der Typografie näher steht als der Kultur der Digitalität. 

Wie groß der Einfluss der Verlage auf den Unterricht ist, lässt sich exemplarisch an einem Aspekt der Schulentwicklung verdeutlichen: Wenn – wie z.B. in NRW – schulinterne Lehrpläne geschrieben werden müssen, orientieren sich viele Fachschaften  detailliert an den verfügbaren Schulbüchern. Das geschieht zumeist aus Zeitnot: Die inhaltlichen Vorschläge, die das jeweilige Lehrwerk liefert, werden dankbar angenommen, weil z.B. im Rahmen eines pädagogischen Tages nur wenige Stunden zur Verfügung stehen, um die schulinternen Curricula zu füllen.

Die Autor(inn)en eines Schulbuchs werden auf diese Weise indirekt zu Ko-Autor(inn)en zahlloser schulinterner Curricula. Cornelsen und Klett mögen weniger Umsatz machen als Apple und Microsoft. Schulbücher prägen die konkrete Unterrichtswirklichkeit (inhaltlich) dennoch stärker als digitale Technik.

Fazit: Das Inkommensurabilitäts-Argument ignoriert die Schulrealität.

Der Whataboutismus-Vorwurf

Mit dem Begriff „Whataboutismus“ bezeichnet man gewöhnlich ein argumentatives Ablenkungsmanöver: Anstatt sich mit der konkreten Position des Gegenübers auseinanderzusetzen, wechselt man das Thema („What about…?“), ohne weitere Argumente in der Sache zu liefern. Enno Park erläutert den Begriff folgendermaßen:

Beklagt jemand zum Beispiel die Zunahme von Rechtsextremismus, heißt es nur allzu oft: „Und was ist mit den Linken?“ – als ob das rechtsextreme Gewalt irgendwie besser machen würde.

Wenn Kritiker der Digital-Lobby gefragt werden, wie es um den Verlags-Lobbyismus stehe („What about…?“), dann schlagen sie Whataboutism-Alarm: Als ob es die Machenschaften der Digital-Lobby irgendwie besser machen würde, nur weil es auch eine Verlags-Lobby gebe. In der Regel lässt sich der Whataboutismus tatsächlich als billiger argumentativer Trick entlarven. 

Es gibt jedoch Ausnahmen. 

Nehmen wir beispielsweise an, ein pedantischer Pensionär verbringe den ganzen Tag damit, die Autokennzeichen von Falschparkern zu notieren, um die Daten sofort an die Polizei weiterzuleiten. Nach seinen Motiven befragt, könnte der Mann antworten, dass er sich lediglich konsequent für Recht und Ordnung einsetze. Wer in einer Demokratie das große gesellschaftliche Chaos verhindern wolle, dürfe bei Kleinigkeiten nicht teilnahmslos wegschauen.

Nehmen wir weiter an, der selbsternannte Blockwart würde nur Frauen anzeigen. Und auf die kritische Nachfrage, warum er keine Männer anschwärze, käme die Antwort: Das sei Whataboutismus. Als ob es das ordnungswidrige Verhalten der Frauen besser machen würde, dass es auch falsch parkende Männer gebe.

An diesem Beispiel wird sofort deutlich, dass die „What about…?“-Nachfrage nicht immer als irrelevantes Ablenkungsmanöver beiseite geschoben werden kann. Whataboutismus zielt in vielen Fällen auf einen zentralen Aspekt einer Argumentation, der nicht auf der logischen, sondern auf der pragmatischen Ebene liegt: auf die Rechtfertigung und die Motive, die der Opponent für sein Handeln angibt.

Auf der pragmatischen Ebene kann der Whataboutismus dazu beitragen, widersprüchliche, falsche, voreingenommene oder nur vorgeschobene Beweggründe explizit zu machen. Um es am obigen Beispiel zu verdeutlichen: Wer aus Liebe zur Demokratie für Recht und Ordnung eintreten will, darf nicht gleichzeitig Frauen diskriminieren. 

Damit ist eine wichtige Funktion des Whataboutismus identifiziert. 

Fragwürdige Praxis der Lobby-Kritik

Welche Konsequenzen hat diese Erkenntnis für die Debatte um Digital- und Verlags-Lobbyismus? Zunächst gilt, dass die Kritiker der Digital-Lobby die kritische Nachfrage nach den Machenschaften der Verlags-Lobby nicht einfach als logisches Ablenkungsmanöver bezeichnen und unbeantwortet lassen können. 

Vielmehr müssen die „What about…?“-Fragen auf der pragmatischen Ebene beantwortet werden, d.h. es wird über allgemeine Motive für Lobbyismus-Kritik zu diskutieren sein.

Wenn es grundsätzlich darum geht, den Einfluss von Wirtschaft und Technik auf das Bildungswesen zu kontrollieren, zu beschränken, kritisch zu begleiten etc., dann dürfen die Verlage und ihre Technologien, die seit Jahrzehnten den Markt beherrschen, keine schonende Sonderbehandlung genießen. 

Wie Lehrer(innen) behandelt werden, die in den Verdacht geraten sind, unerlaubte Werbung für Digital-Konzerne zu machen, zeigt ein Beitrag aus der GEW-Zeitschrift E&W (12/19, S. 32-33), der in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert ist.

Der Text macht u.a. deutlich, dass es Kollegen aus den Reihen der GEW gibt, die sich dem Kampf wider den Digital-Lobbyismus mit Leib und Gesetzbuch verschrieben haben. Doch anstatt Apple, Microsoft und Google direkt anzugehen, wird eine andere Strategie gewählt: 

Einzelne Kolleg(inn)en werden auf dem kurzen Dienstweg für den behördlichen Fangschuss vorbereitet. Ein Anruf beim Schulamt, eine Anfrage beim Ministerium – das ist rasch erledigt. Schließlich soll niemand seiner gerechten Strafe entgehen, der auch nur ein einziges Video gedreht hat, das möglicherweise als unerlaubte Werbung gelten könnte. 

Juristisch ist dieses Vorgehen möglicherweise einwandfrei. Strategisch ist es falsch und tendenziös. Moralisch ist es bedenklich.

Das Vorgehen ist strategisch falsch, weil es sich nicht gegen die wahren Lobbyist(inn)en und die institutionellen Strukturen richtet, die Lobbyismus begünstigen, sondern gegen einzelne Kolleg(inn)en.

Es ist tendenziös, weil nicht erkennbar ist, dass auch (politischer) Lobbyismus der Verlage (und anderer, weniger gut sichtbarer „Zulieferer“ des Bildungswesens) mit vergleichbarer Härte und Konsequenz angegangen wird. Das nährt die Zweifel an den Motiven der Digital-Kritiker.

Es ist moralisch bedenklich, weil die Lobby-Kritiker in einer Mischung aus deontologischem Rigorismus und hermetischer Ideologie blind dafür geworden sind, dass es nicht nur um juristische Fälle, sondern um Personen, wichtiger noch: Kolleg(inn)en geht.

Um es ganz deutlich zu sagen: Es steht vollkommen außer Zweifel, dass juristisch dagegen vorzugehen ist, wenn Lehrer(innen) unerlaubte Werbung für Digitalkonzerne machen.

In dem oben erwähnten Text aus der GEW-Zeitschrift werden jedoch zwei Kollegen namentlich genannt und an den Pranger gestellt, die im juristischen Sinne unschuldig sind, weil ihre Schuld nicht erwiesen ist. Denn in beiden Fällen – das geht aus dem Text hervor –  sind die dienstrechtlichen Verfahren noch nicht abgeschlossen.

Diese Form der öffentlich-namentlichen Vorverurteilung mag journalistischen Standards entsprechen, moralisch ist sie inakzeptabel.

Zusätzliche Brisanz erhält der Text auf einer weiteren Ebene. Denn er spielt geschickt und kalkuliert mit den diffusen Ängsten derjenigen Leser(innen), die im Bereich der Digitalisierung unsicher ihre ersten Schritte wagen. Um diese Ängste subtil zu schüren, genügt es bereits, auf einer Seite die Begriffe „Office365“ und „Disziplinarverfahren“ zu verwenden.

Und wenn dann noch einer der innovativsten Didaktiker aus dem #twitterlehrerzimmer als williger Helfer der Digital-Konzerne vorgeführt wird, bleibt unterschwellig eine unreflektierte, aber wirkmächtige Botschaft hängen: „Da sieht man mal, was passiert, wenn man versucht, zeitgemäß zu unterrichten.“

Ausgerechnet in einer Zeitschrift zum Thema „Lernen im Netz“, in der sich die GEW mit dem #twitterlehrerzimmer beschäftig (vgl. S. 18-19) und im Vorwort  auf die Gefahren palliativer Didaktik hinweist (vgl. S. 2), sorgt ein einziger Text dafür, dass viele Kolleg(inn)en doch lieber beim guten alten Schulbuch bleiben. Sicher ist sicher.

Nie war es einfacher, die Kritik am Digital-Lobbyismus als Lobbyarbeit für die Verlage zu framen.

17 Gedanken zu “Digitaler Lobbyismus und Whataboutismus – eine kleine argumentative Fingerübung

  1. Bei der einseitigen Kritik und vor allem beim Vorwurf des Whataboutism kommen mehrere urdeutsche Reflexe zusammen. Die vermeintliche Verteidigung des Althergebrachten trifft auf vulgären Anti-Amerikanismus, der sich ja gerne im antikapitalistischen Mäntelchen kleidet. Das Silicon Valley ersetzt dabei die aus ähnlicher Ecke früher genannte Ostküste – das Vorgehen ist aber quasi identisch.

  2. Die Argumentation geht m.E. am Thema vorbei. Es geht doch nicht um das Geld, das Konzerne oder Verlage mit Schule verdienen. Es geht darum, dass Konzerne den Bereich Schule für eine möglichst frühe und dadurch langfristige (lebenslange?) Kundenbindung nutzen. Der Verlag „Klett“ ist dem Schüler „Klaus“ völlig egal, wenn er mit der Schule fertig ist. Der hat dann nämlich nichts relevantes mehr im Angebot. Das sieht bei Apple, Google und Microsoft aber deutlich anders aus. Insofern ist ein Vergleich zwischen Schul-Verlagen und den großen Konzernen irgendwas mit Äpfeln und Birnen.

    Und in NRW werden übrigens zuerst die Kernlehrpläne entwickelt. DANACH erstellen die Verlage die Schulbücher dazu. Nicht die Verlage erstellen die Lehrpläne.

      • Diese Antwort geht wiederum an dem eigentlichen Hauptargument vorbei, dass der massive Einfluss nach der Schule der entscheidende Punkt ist.
        Das wäre dann wohl doch ein Beispiel für argumentativen Whataboutismus der unkonstruktiven Sorte. Unabhängig davon, dass der Einfluss der Verlage auf Schule ebenfalls kritikwürdig, aber teils doch deutlich anders gelagert ist.

    • Hi Stefan,

      hast Du Belege für den letzten Satz?

      „Der Verlag „Klett“ ist dem Schüler „Klaus“ völlig egal, wenn er mit der Schule fertig ist. Der hat dann nämlich nichts relevantes mehr im Angebot. Das sieht bei Apple, Google und Microsoft aber deutlich anders aus.“

      Also mein Gefühl ist, dass es inbesondere bei Schülern eher anders rum läuft aktuell. Heißt was man privat kennengelernt hat (und cool findet), wird in die Schule/Uni getragen. Und wenn dies (Markenbindung) tatsächlich ein Problem sein sollte, dann kann man dem am besten entgegnen, wenn man mehrere Betriebssysteme und Geräte einsetzt über die Schulzeit hinweg.

      Im übrigen geht es nicht darum die Schüler zu beeinflussen über diese Marketingaktionen (ergo Werbevideo) sondern die potentiellen Käufer, also Schulen und Schulträger! Es geht primär um den Vertrieb der Produkte an sich! Und das wiederum ist schon ziemlich gleich bei den Verlagen und Techfirmen.

      VG Oliver

      • Hallo Oliver,

        nein, ich habe keine Belege dafür. Genau wie bei deiner Argumentation ist es „nur ein Gefühl“. Ich finde zumindest das Szenario nicht unrealistisch: ein Schüler, der von der 5. Klasse an ein iPad nutzt und AppleTv und Macs…gewöhnt sich an ein System und greift auch im späteren Leben darauf zurück. Und wenn man einmal ein iPad hat, kauft man auch lieber noch ein iPhone. Ist doch viel praktischer mit dem ganzen Syncen und so. Gleiches gilt natürlich für Microsoft. Die Konzerne tun doch alles dafür, ihre Systeme möglchst geschlossen zu halten und einen Wechsel zumindest unkomfortabel zu machen. Apple macht das schon sehr lange und sehr extrem, Microsoft zieht immer mehr nach.
        Ich bezweifel, dass die Frage nach dem Coolness-Faktor hier so entscheidend ist. Ist aber auch nur meine Meinung.
        Ich stimme dir völlig zu, dass ein vernünftiger Weg sicherlich der Einsatz aller Systeme wäre. Die KInder lernen alles mal kennen, lernen den Umgang und lernen Vor-und Nachteile aller Systeme. Natürlich auch kritisch. Und natürlich auch mal Linux.
        Wie das aber mit Schulen und/oder LehrerInnen gehen soll, die als Botschafter von einzelnen Konzernen auftreten, ewrschließt sich mir nicht.

        Zum Werbevideo: Stimmt. Die Zielgruppe des Videos sind sicherlich nicht die SchülerInnen. Das war aber auch nur der Auslöser und nicht der Kern des Themas. Meiner Auffassung nach, ist das Kernproblem die Einflussnahme der Konzerne in Schule (und der Vergleich mit Verlagen).

        Aber zum Video: Mir stellt sich dann schon die Frage, wie kritisch das Thema überhaupt behandelt werden kann (s.o.), wenn Lehrer und Schüler einen Werbefilm für einen Konzern drehen. Was sagt man denn eigentlich den SchülerInnen, warum man jetzt einen Werbefilm für Google dreht? Gar nix? Fragwürdig.

  3. Klar muss man Verlage kritisieren. Das passiert zumindest in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit (bspw. Georg-Eckert-Institut) sehr wohl.
    Was hier passiert, ist, dass jemand öffentlich dafür kritisiert wird, dass er öffentlich Werbung für einen digitalen Monopolisten macht. Da ist der Hinweis auf die Verlage tatsächlich Whataboutism, denn es geht ja hier um einen konkreten Fall. Ein guter Indikator für Whataboutism ist: Wenn der Hinweis auf das Fehlverhalten der einen (hier: Schulbuchverlage) das Fehlverhalten der anderen (digitale Monopolisten) entschuldigen soll. Diese Argumentation fährst du hier ganz eindeutig. Es sind aber zwei separate Probleme, die beide angegangen werden müssen.

    • Ich habe versucht, zu begründen, worin ich die legitime Funktion des Whataboutismus‘ auf der pragmatischen Ebene sehe. Sie liegt gerade nicht darin, dass ein Hinweis auf das Fehlverhalten von X das Fehlverhalten von Y entschuldigen soll. Meine Begründung war also wohl nicht klar genug 😉

  4. Pingback: Digitalkonzerne, Schulbuchverlage und ihr Einfluss auf Schule « Gesellschaft « riecken.de

  5. Vielen Dank für den Beitrag vorab. Ich finde ihn ihn an mehreren Punkten gelungen – nicht nur (und deswegen vorab) – weil er Gelegenheit gibt, auf einige Missverständnisse einzugehen.

    Zu den Schulbüchern und Verlagen:
    Ein Video für/mit einem IT-Konzern offenbar ohne jede Dokumentation/Vertrag/ähnliches zu drehen, ist etwas grundlegend anderes als ein Beitrag zu einem Schulbuch auf genehmigter, transparenter Honorarbasis. Ob nun Schulbuchverlage oder einzelne IT-Konzerne oder deren lobbyistische Netzwerke welchen und wie großen Einfluss haben, ist eine Diskussion, die man führen kann. Ob man zu einem Ergebnis über eigene Wahrnehmungen hinaus kommt, halte ich für fraglich (spätestens wir wir Services im Bereich Learning Analytics hinzudenken).
    Wenn aber eine Lehrkraft, nach Genehmigung und in Kenntnis von Schulleitung und Schulamt, einen Beitrag zu einem Schulbuch oder deren Redaktionsgruppe mitwirkt. Und wenn dieses Schulbuch sich an den staatlich vorgegebenen und demokratisch legitimierten Lehrplänen orientiert. Und das Ergebnis – also das Schulbuch – dann nochmals durch eine staatliche Prüfstelle geht, bevor es für Schule zugelassen wird, sind das Instanzen/Kontrollen/Strukturen, die ich so schmerzlich vermisse, wenn ich mir das Agieren der Konzerne/Unternehmen ansehe, die ich als „Lobbyismus in Schule“ bezeichne. Dass man diese noch anpassen müsste – mein Vorschlag der Monitoringstelle und ihrer Funktionsweise ist bekannt? -, ist nachvollziehbar. Aber der Vergleich hinkt aus meiner Sicht weiterhin.

    Zum Whataboutism:
    Bei Whataboutism greift der Beitrag aus meiner Sicht zu kurz. Denn ein wesentlicher Bestandteil des Whataboutism ist eben nicht selten, dass mit einem solchen (dann zurückzuweisenden) Hinweis auf einen Fehler/Problem im Feld des Anderen gelenkt wird. Es geht an der Stelle also nicht nur um einen unzulässigen Vergleich zwischen Schulbuchverlag und IT-Konzernen. Sondern darum, dass demjenigen, der beispielsweise eine Broschüre zum fragwürdigen Agieren der IT-Konzerne vorlegt (die bewusst thematisch eingegrenzt ist), vorgeworfen wird, er habe ja noch gar keine Broschüre zum Problem der Schulbuchverlage, Chemieunternehmen oder Bankenbranche in Schule vorgelegt. Wenn dies dann rhetorisch derart eingesetzt wird, das Verhalten der IT-Konzerne zu rechtfertigen oder zu relativieren, sind wir im Bereich des Whataboutism.

    Dass die Schulbuchverlage bzw. Ihre Unternehmensgruppen nicht ebenso fragwürdig agieren, steht übrigens außer Zweifel. Man schaue sich nur mal an, dass die Klett Gruppe tatsächlich eine GmbH für Bildungskommunikation in ihren Reihen führt, die mit einem bemerkenswert ähnlichen Logo zu dem des namensähnlichen Schulbuchverlags in Schulen agiert. Verwechslungsgefahr oder Nichtunterscheidung bei Lehrkräften intendiert? Wenn dann Schulbuchverlage noch Videos in/mit Schulen drehen, sind wir übrigens im selben Problemfeld.

    Und damit sind wir beim letzten Punkt – fragwürdige Praxis der Lobbykritik:
    „Einzelne Kolleg(inn)en werden auf dem kurzen Dienstweg für den behördlichen Fangschuss vorbereitet. Ein Anruf beim Schulamt, eine Anfrage beim Ministerium – das ist rasch erledigt. Schließlich soll niemand seiner gerechten Strafe entgehen, der auch nur ein einziges Video gedreht hat, das möglicherweise als unerlaubte Werbung gelten könnte.“
    Das ist gelinde gesprochen ein Hammer, lieber Axel. Und hier muss ich fragen, ob Du auch nur ansatzweise die Abläufe in der Sache kennst, auf die Du Dich beziehst? Wenn über Wochen – ja sogar Monate – hinweg der Kontakt zunächst zu den Betroffenen und der Schule gesucht wird, wenn dies bewusst inoffiziell getan wird, wenn das Problem erläutert wird und darauf hingewiesen wird, dass es sich sicher durch Transparenz schnell aufklären lässt. Und wenn es schließlich die Schule selber ist, die darum bittet, dass offiziell angefragt wird, kann weder von „einem rasch erledigten Anruf“ in einem Schulamt noch vom „kurzen Dienstweg“ gesprochen werden. Letzteres höchstens eben zu Gunsten der Betroffenen, wenn zunächst bei ihnen um Transparenz gebeten wird.
    „Fangschuss“ bezieht sich ja wohl auf die Wahrnehmung, Schulämter würden einseitig gegen LehrerInnen vorgehen. Insbesondere der hessische Fall zeigt aber deutlich, dass dies keineswegs der Fall ist. Eher im Gegenteil – und aus meiner Sicht auch dank der Kommunikation des Anfragenden. Aber ich vermute mal, dass der Verlauf auch an dieser Stellen nicht recherchiert wurde? Oder was meinst Du mit „fangen“ und „schießen“ – ich sehe kein Schulamt, dass ansatzweise derart agiert.

    Das problematische Verhalten – strategisch und tendenziös – liegt in dem Fall für mich auf Seiten desjenigen, der in offenbar Unkenntnis und/oder einseitiger Informationen über den konkreten Sachverhalt und die Abläufe festzustellen meint, dass jemand moralisch bedenklich agiert habe. Wer monatelange Recherchen weder kennt, noch sich darüber informiert, bewegt sich aus meiner Sicht auf sehr dünnem Eis, diese als „moralisch bedenklich“ zu bewerten.

    Wenn es in unserer Demokratie und deren Institutionen nicht mehr möglich sein soll, aus Angst vor schnellen „Fangschüssen“ Problemfälle zu benennen und zu klären, haben wir ganz andere Probleme. Und wer von „kurzen Dienstwegen“ und „Fangschüssen“ von und unter demokratischen Institutionen schreibt, sollte sich die Frage gefallen lassen, ob er dazu nicht sogar beiträgt.
    Journalismus ist genau dafür dar, mit einem Blick von außen solche Situationen zu beschreiben. Wenn alle Akteure, sich selber namentlich positionieren und selber zur Verbreitung der fragwürdigen Inhalte beitragen und sogar selber unmittelbar (ohne jede Kritik von außen) bereits formulieren, dass sie mit kritischen Stimmen rechnen, dann ist es auch legitim, dass Namen genannt werden. Zumal, wenn es sich um Repräsentanten in Leitungsfunktion einer Institution handelt.

    Lobbyismus- und Werbekritik lässt sich nur an der konkreten Sache und konkreten Vorkommnissen thematisieren und problematisieren. Denn – und das ist meine Hauptkritik – den Grundkonsens der Werbefreiheit an Schulen haben wir gesellschaftlich (in nahezu allen Schulgesetzen. Und wenn dann Konzerne/Unternehmen gegen diesen Konsens agieren und gewisse Linien überschreiten, bringt uns philosophieren nicht mehr weiter sondern muss der jeweilige Vorfall klar benennt werden (können). Wer dies in Frage stellt oder gar diffamiert, trägt aus meiner Sicht nicht unwesentlich zur Grundproblematik des „Lobbyismus in Schule“ bei.

    • Lieber René,

      vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Ich werde versuchen, mich in meiner Replik etwas kürzer zu fassen, ohne Wesentliches auszusparen.

      @Schulbücher/Verlage:

      Ich kritisiere nicht, dass Lehrer(innen) an Schulbüchern mitwirken. Das ist – wie Du selbst zeigst – kein Lobbyismus.

      @Whataboutismus:

      Du wiederholst hier die Standardauffassung des Begriffs bzw. suggerierst, dass die Diagnose „Whataboutismus“ hinreicht, um zu zeigen, dass der Opponent unzulässig argumentiert. Ich habe in meinem Text hingegen zu zeigen versucht, dass es Formen des Whataboutismus gibt, die man nicht so einfach vom Tisch wischen kann. Offenbar überzeugen Dich diese Argumente nicht.

      @Fragwürdige Praxis:

      Zunächst zum Begriff „Fangschuss“. Das ist natürlich ein sprachlicher Köder. Ausgelegt für alle, die sich sowieso nicht mit den Argumenten des Textes auseinandersetzen wollen. Die können dann diesen Köder schlucken, sich einmal kurz aufregen und sind dann ruhig. Auf diese Weise kann man die am Dialog Interessierten rasch identifizieren.

      Du gehörst in jedem Fall dazu.

      Deine Position ist klar: Entweder ich habe nicht genau genug recherchiert, dann ist mein Text wertlos, oder ich habe recherchiert, dann hätte ich den Text so nicht schreiben dürfen. Wir könnten jetzt lange über die Details des Prozesses streiten, der zu dem E&W-Text geführt hat. Das bringt uns aber nicht weiter.

      Ich versuche es daher mal umgekehrt.

      Ganz offenbar steht am Ende des Prozesses ein Ergebnis: die öffentlich-namentliche Anklage zweier Kollegen. Ausgerechnet in einem Blatt der Gewerkschaft. Ich bin nicht der einzige, den das irritiert.

      Ich schrieb in meinem Text von hermetischer Ideologie. Gemeint ist damit, dass sich jemand so fest in einer ideologischen Blase eingeschlossen hat, dass es nichts mehr gibt, was ihn in seinen Urteilen und Überzeugungen umstimmen könnte. Es gibt quasi kein Element der Realität mehr, das geeignet wäre, das eigene Weltbild zu verändern.

      Daher meine Fragen: Kannst Du (zumindest theoretisch) nachvollziehen, warum (nicht nur) ich irritiert bin? Und was müsste – rein theoretisch – der Fall sein, damit Du Deine Position änderst?

      • Vielen Dank für die Replik.

        @Schulbuchverlage:
        OK, ich glaube, hier sind wir nicht weit auseinander.

        @Whataboutism:
        Die Unterscheidung unserer Sichtweisen ist offensichtlich, welche Intention wir hinter dem Verweis auf die Schulbuchverlage als Vergleich zum Agieren der IT-Konzerne legen. Während Du darin eine strukturelle Problematik des Einflusses siehst, erlebe ich den Vergleich häufig als Kritik an meiner Kritik hinsichtlich des Agierens der Konzerne. Wenn letzteres der Fall ist – der Ball also mit einem Verweis auf ein scheinbares Problem auf Seiten des Kritikers gespielt werden soll -, sehe ich den versuch, das Agieren der Konzerne zu relativieren und sich nicht mehr mit der ursprünglichen Sache/Problematik sondern eher mit dem Kritiker ad personam auseinandersetzen zu wollen. Letzteres weise ich zu Gunsten der Sache als Whataboutism zurück.

        @Fragwürdige Praxis:
        Die Relativierung Deiner Sprache als Köder kann ich rhetorisch nachvollziehen. Hilfreich finde ich sie nicht, da genau das, was Du in diesem Köder formulierst, der Kern der Aufregung in den Sozialen Netzwerken war. Es wurde unterstellt, dass hier KollegInnen vorgeführt würden und an Behörden „ausgeliefert“ (die Wortwahl war teilweise so verroht, dass ich sie nicht wiederholen möchte).
        Wenn ich mir den text ansehe, sehe ich zu Beginn eine Fall- und Situationsbeschreibung. die ist aus meiner Sicht notwendig und journalistisch geboten. Der Artikel dreht dann aber sehr schnell auf das Verhalten der Behörden und dann auf das Agieren der Konzerne. Dies wird im zweiten Fall so wiederholt.

        Meine Wahrnehmung und das, was ich aus den Gesprächen und Rückmeldungen während der Recherche erfahre, agieren die Behörden sehr umsichtig. Ich selber fordere die bei den Anfragen auch stets ein. Nun kann man einer Gewerkschaft aus verschiedenen Motiven alles Böse unterstellen. Dann sollte man das aber – das war mein Hinweis – auch überprüfen. Denn wenn einen das doch so irritiert, wie Du das selber formulierst, wäre das aus meiner Sicht der Ansatz, statt direkt vom Worst-Case-Szenario auszugehen. Dann das (wie es unterstellt wird), deckt sich überhaupt nicht mit meiner Übersicht über die Abläufe.

        Und deswegen – zu Deiner Frage – kann ich Deine Irritation verstehen. Ich kann aber nicht verstehen, wie Du mit eben Deiner Irritation umgegangen bist. Denn damit nimmst Du – aus meiner Kenntnis der Abläufe – den Blick in einem Ausmaß von der Problematik des Agierens der Konzerne in Schulen, das den Abläufen nicht gerecht wird.
        Wir haben offensichtlich einen Dissens darüber, wie konkret das – da sind wir uns bei einem solchen „Werbefilm“ wohl einig? – kritikwürdige Agieren von Konzernen in Schulen benannt werden sollte, um auf das zunehmende Problem des „Lobbyismus in Schule“ aufmerksam zu machen und bei Zuständigen als auch Unternehmen ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Ich sehe das aber weit entfernt von einem „defekten, moralischen Kompass“ oder einem „Einschluss in einer ideologischen Blase“.

  6. Lieber René,

    danke für die Replik auf die Replik.

    @Schulbuchverlage

    (alles gesagt)

    @Whataboutismus

    (alles gesagt)

    @Fragwürdige Praxis

    Ich kritisiere nicht die Behörden. Ich kritisiere die einseitige Instrumentalisierung der Behörden gegen *einzelne* Kollegen. In dem öffentlich zugänglichen E&W-Text stehen die Namen zweier Kollegen, gegen die dienstrechtliche Verfahren eingeleitet wurden. Hast Du dazu beigetragen, dass in ähnlicher Weise gegen einzelne Mitarbeiter von Google oder Microsoft vorgegangen wird?

    Weil diese Frage nicht beantwortet wird, entsteht der Eindruck, dass der „Fangschuss“ auf Kollegen abgegeben wird, nicht auf die großen Konzerne oder die Strukturen, die Lobbyismus begünstigen.

    Dir geht es um das fragwürdige Engagement der Konzerne in den Schulen? Dann mache nach außen deutlich sichtbar, wie Du gegen die Konzerne vorgehst. Sichtbar ist vor allem, wie Du gegen einzelne Kollegen vorgehst.

    Wenn Du nur einen einzigen Aspekt meiner Kritik sofort einsehen solltest, dann diesen: Du hast ein massives Problem in der positiven Außendarstellung Deines Anliegens. Die zum Teil heftigen Reaktionen auf Dein Handeln machen das sehr deutlich. Und damit tust Du Dir und der Sache letztlich keinen Gefallen.

    Ich danke Dir in jedem Fall für die Bereitschaft, unsere Differenzen hier offen auszutragen.

    • Nun wiederholst Du den Fangschuss – zwar in Anführungszeichen, aber so, dass er doch mehr als ein rhetorisches Mittel und als Punkt Deiner Argumentation gelten muss. Deshalb nochmal: Keinem Kollegen passiert etwas, ich als Anfragender (nicht als Artikelautor) wirke aktiv darauf hin gegenüber den Behörden. Und das Bild von fangenden und schießenden Behörden (siehe Deinen Beitrag, dass Kollegen für den Fangschuss vorbereitet) werden, ist mehr als befremdlich.

      Ob ich gegen die Konzerne vorgehe? Ja, die Reaktion in Hessen zeigt das doch. Die wesentliche Reaktion richtet sich gegen das Video und deren Urheber (Microsoft). Gibt es aus Deiner Sicht ungerechtfertigte, dienstrechtliche Konsequenzen gegen Kollegen? Unterscheidest Du noch zwischen der Einleitung einer behördlichen Fallprüfung und der behördlichen Reaktion? Oder ist für Dich bereits der Moment, dass eine Behörde auf einen potentiellen Misstand hingewiesen die Betroffenen in der Sache befragt ein Problem?
      Auch hier frage ich micv nach Deinem Verständnis von demokratisch legitimierten Behörden. Es macht auch hier den Eindruck, als wenn Du diese als feindlich oder gegen die KollegInnen gerichtet wahrnimmst. Und das dann auch noch öffentlich so zu suggerieren, finde ich bedenklich.

      Dass meine Arbeit auch das Ziel hat, eine Sensibilisierung nach innen (also die Schulen) zu bewirken, ist richtig. Und richtig ist auch, dass ich in konkreten Fällen stets und zu allererst die Betreffenden anfrage – stets inoffiziell. Und meine Erfahrung zeigt, dass in 80% der Fälle dann eine Transparenzbereitschaft vorhanden ist und nicht selten auch aus meiner Sicht positive Reaktionen in der Sache. Wenn ich Deine Vorwürfe mir gegenüber richtig verstehe, ist es dann „moralisch korrekt“, dies nicht zu veröffentlichen.

      Die schwierigeren Fälle sind diejenigen, in denen Transparenz verweigert wird, eine Art Schulterschluss mit den Werbern/Lobbyisten erkennbar ist oder gar keine Reaktionen auf Anfragen erfolgen. Hier meine ich vor allem die schulexternen Akteure. In diesen Fällen ist aus meiner Sicht die Herstellung von Öffentlichkeit ein Legitimes Mittel, um das Problem zu verdeutlichen und auf Missstände hinzuweisen.

      Wenn es Dir also um meine Wahrnehmung und der meines Engagements gegen „Lobbyismus in Schule“ geht, danke ich Dir ausdrücklich. Ich bin mir sehr bewusst und erlebe es, dass dies ein sehr schwieriges Feld ist. Meine Kritik richtet sich stets gegen die Schulexternen, die Nöte und Bedarfe von unterfinanzierten Schulen (aus)nutzen. Und die Forderungen richten sich zusätzlich an die Verantwortlichen, entsprechende Strukturen gegen dieses Problemfeld zu schaffen. Einfach ist das alles nicht – und Freunde macht man sich damit auch nicht.

      Das kannst Du als fehlgeleiteten „moralischen Kompass“ werten und aufgrund (mein Eindruck besteht weiter) fehlender Vorgangskenntnisse vollwertig auf mich abwälzen. Der Sache hilft das aber auch nicht.
      Meine Recherchen in den Fällen laufen noch immer, um auch weiterhin darauf zu achten, dass die Kollegen kein ungerechtfertigte Reaktion der Behörden erfahren. Und dass es am Ende (von wie in vielen Fällen oft monatelangen Vorgängen) die „Richtigen“ trifft und der Lobbyismus bzw. die Werbung beendet wird.
      Und so, wie ich ein zunächst „wohlwollendes“ Bild für die Behörden im Sinne unser Demokratie wünsche (bis zum Beleg des Gegenteils und dann zunächst direkter Klärungsversuche) – so würde ich mir auch ein zunächst vertrauenden Blick auf meine Arbeit gegen denn “Lobbyismus in Schule“ wünschen. Denn ich nehme schon war, dass letzterer auch nicht in Deinem Sinne ist.
      Alles weitere ist sicher ein Entwicklungsprozess, bei dem wir im Sinne der Sache alle besser werden. Unsere Diskussion hier nehme ich als einen Baustein dazu war. Daher vielen Dank dafür.

  7. Hmm, ja und nein. Leider verstehe ich nicht ganz, was ihr Beitrag nun mit Digitalisierung und Lobbyarbeit zu tun hat. Mir ist nicht ganz klar, worauf Sie hinaus wollen. Ist es OK, dass Samsung und Co über Interessengruppen, wie die Gesellschaft für Digitale Bildung, Einfluss auf die Schulen nehmen, nur weil die Klett, Cornelsen usw. dies über die Jahre perfektioniert haben?
    Leider ist es so, dass spätestens seit Corona, Digitalisierung nun das große Thema in der Weiterentwicklung der Unterrichts geworden ist. Fest verankert in den Curricula. Ohne Sinn und Verstand.
    Dass sich mit Hilfe von I-Pads Inhalte im Unterricht umsetzen lassen, die vorher nicht möglich waren, ist unbestritten. Dass das die SuS weiter bringt, ist aber nicht gewährleistet. Der Unterricht mag durch Videos, Kahoot etc. unterhaltsamer werden, zu einem besseren Verständnis und Lernen von Inhalten trägt das aber kaum bei. Leider fehlen systematische Studien, die zeigen könnten, dass das „Outcome“ unter Verwendung digitaler Medien höher wäre, als in Vergleichsgruppen ohne DM. Vielleicht können sie hier noch Studien beisteuern, die das zeigen…
    Leider herrscht in der Politik die Meinung vor, dass die Nutzung von DM die digitale Kompetenz unter den SuS erhöht und letztlich dazu führt, dass alle toll programieren können. Eigentlich sollte jedem klar sein, dass das Quatsch ist. Die politischen Entscheidungträger sind deshalb ziemlich unzugänglich gegenüber Kritik an der unreflektierten Nutzung von DM in den Schulen, ebenso wie die Eltern und viele KuK. Dies ist ebenfalls ein Grund, warum die Hersteller vergleichsweise leicht Einfluss nehmen können und einfachen Zugang zu den Schulen bekommen.

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