Notizen zur Machtstruktur des Web-Kommentars

Kommentare sind ein wesentliches Element des Mitmach-Webs: Wenn Online-Texte nicht nur gelesen, sondern auch kommentiert werden können, verwandeln sich vormals passive Konsument(inn)en in aktive Produzent(inn)en: Kommentieren heißt partizipieren.

Die These, die im Folgenden begründet werden soll, mutet vor diesem Hintergrund paradox an. Sie lautet: 

Die primäre Funktion des Web-Kommentars besteht nicht darin, Partizipation zu ermöglichen, sondern hierarchische Machtstrukturen zu etablieren und zu festigen: Kommentare führen nicht zu einer echten Ermächtigung der Rezipient(inn)en, sondern tragen regelmäßig zu ihrer Ohnmacht bei.

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Dimensionen der Bildung. Oder: vom Flächenland der Buchkultur ins Raumland der Digitalität

Vorbemerkung für eilige Rezipient(inn)en:

Der folgende Text ist – für einen Blogbeitrag – sehr lang. Die Grundidee besteht darin, Abbotts Klassiker „Flatland“ (1884) auf den aktuellen Bildungsdiskurs zu beziehen. Wer Abbotts Buch kennt, kann die Lektüre in Abschnitt 2 („Dimensionen der Bildung“) beginnen. Eine rudimentäre Form der Argumentation ist in diesem Video zu finden.

1. Flatland. A Romance of Many Dimensions

Edwin A. Abbotts Buch „Flatland. A Romance of Many Dimensions“ (1884) besitzt selbst viele Dimensionen: Es ist – unter anderem – ein Klassiker der Science-Fiction-Literatur, ein geistreiches philosophisches Gedankenexperiment, eine Einführung in bestimmte Bereiche der Geometrie, eine satirische Auseinandersetzung mit dem viktorianischen Sozial- und Wertesystem und nicht zuletzt „an allegory aimed at correcting the arrogance of the materialist intellect and dogmatic faith and at demonstrating the progressive force of imagination.“ (Jann 1985, S. 486).

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