Der Wii-Effekt

oder: Warum man Essays in der Schule nicht maschinell auswerten sollte

Jeder, der einmal mit der Wii-Spielekonsole Tennis gespielt hat, weiß es: Zu Beginn versucht man noch, mit der Fernbedienung in der Hand die „echten“ Tennis-Bewegungen nachzuahmen, doch rasch wird klar, dass manchmal nur ein kleiner Dreh mit dem Handgelenk nötig ist, um die Wii-glauben zu machen, man habe einen herrlichen Slice gespielt.

Kurz: Man lernt sehr schnell, dass nicht die „echten“ Tennisbewegungen, sondern die am Algorithmus orientierten „Wii-Bewegungen“ zum Erfolg führen. Und nach einiger Zeit haben die Bewegungen eines erfolgreichen Wii-Tennisspielers nur noch wenig mit den Bewegungen eines „echten“ Tennisspielers gemeinsam.

Weiterlesen

Die Top Eight der Common-Sense-Fehlurteile über Medien

1. Medien sind neutrale Mittler, die Informationen von einem Sender zu einem Empfänger transportieren.

2. Neue Medien müssen in den Unterricht integriert werden, weil sie einen wichtigen Teil der Lebenswelt der Jugendlichen darstellen.

3. Medien sind lediglich Werkzeuge, deren Einsatz nur dann gerechtfertigt ist, wenn man damit unabhängig vom Medium festgelegte Unterrichtsziele erreichen kann.

4. Um einzusehen, dass neue Medien für Jugendliche gefährliche Auswirkungen haben, muss man diese Medien selbst nicht nutzen, denn man muss auch nicht selbst Drogen konsumieren, um festzustellen, dass Drogen für Jugendliche gefährlich sind.

5. Durch die Nutzung von Bildschirmmedien gehen wertvolle Primärerfahrungen verloren, die durch medial vermittelte Sekundärerfahrungen nicht angemessen ersetzt werden können.

6. Der Mehrwert digitaler Medien besteht im Unterricht darin, dass man die vorgegebenen Lernziele schneller, besser, leichter, nachhaltiger etc. erreichen kann.

7. Wir müssen uns an die Grundsätze “Pädagogik vor Technik” bzw. “Didaktik vor Methodik” halten.

8. Die heutige Gesellschaft ist durch eine historisch einmalige Informationsflut gekennzeichnet, die den Menschen permanent überfordert.

YouTube-Lehrer

Die coolen YouTube-Lehrer tragen – u.a. durch Formen palliativer Didaktik – maßgeblich dazu bei, dass das alte Schulsystem am Leben erhalten wird. Schlechter Frontalunterricht wird nun in Form von Flipped-Classroom-Videos konsumiert und wie man am besten durch das System kommt („Lernen ist ganz, ganz viel anpassen und Fleiß!) zeigen Videos wie dieses hier:

Das ist das Gegenteil der Bildungsrevolution, die mit solchen Formaten häufig verbunden wird.