Wenn digitale Technik in den Schulen erfolgreich eingesetzt werden soll, muss sie in doppeltem Sinne unsichtbar werden: Zum einen muss sie funktionieren, so dass sie nicht stets als Störquelle in den Blick gerät. Zum anderen darf sie auch rein optisch nicht im Vordergrund stehen.
In vielen Computerräumen an deutschen Schulen lässt sich auch 2013 noch beobachten, dass Technik gerade nicht unsichtbar ist: Denn einerseits ist die Hard- und Software häufig so defizitär, dass ständig technische Probleme den Unterrichtsablauf verzögern und behindern, und andererseits sind die Geräte häufig so dominant, dass man die Schüler hinter riesigen, auf den Tischen thronenden Röhrenbildschirmen gar nicht mehr sieht.
Vor diesem Hintergrund ist es interessant, eine Anzeige für die LEARNTEC 2014 zu betrachten (s. Abbildung). Denn hier wird deutlich, dass die didaktische Notwendigkeit, die Technik unsichtbar zu machen, von den Zulieferern der Bildungsindustrie nicht einmal im Ansatz verstanden wurde.
Gezeigt wird eine bemitleidenswerte Frau, deren Blick in die Welt durch eine Geordi-La-Forge-artige Brille verstellt wird und die zudem auch noch ein wenig kommod aussehendes Headset tragen muss. Gewandet ist sie in Silber-Weiß, der Farbe ihres unfassbar klobigen Laptops, den sie mit einer Maus vom Anfang des Jahrhunderts bedient. Selbst ihre Haare sind Teil der Technik, denn die kecke Steckfrisur sieht aus wie eine Antenne.
Dass diese Vorstellung davon, wie „moderne Lernarrangements“ aussehen, dem Ende didaktisch sinnvollen Unterrichts gleichkäme, deutet der feminine Technikroboter gleichwohl unbewusst an:
Die an die Kehle gehaltene Hand, die im nächsten Moment von links nach rechts bewegt werden könnte, kennt man schließlich aus Filmen als „Kill him/her/it!“-Geste.
Dass ausgerechnet mit dieser Geste eine gedachte Linie zum Schriftzug „Zukunft Lernen“ gezogen wird, zeigt, welches Schicksal dem Lernen droht, wenn die Technik in Zukunft nicht endlich unsichtbar wird.
Bildquelle: L.A. multimedia. Magazin für Didaktik
und digitale Medien Nr. 4 (2013), S. 5.
Nachtrag: Dieser Beitrag wurde ursprünglich hier veröffentlicht. In den Kommentaren gab es eine interessante Diskussion, an der sich auch die Organisatoren der “LearnTec” beteiligten.