Stellen Sie sich folgendes Szenario vor:
Sie haben als Lehrer davon Wind bekommen, dass die Schüler(innen) in ihrer Freizeit ein neues Hobby für sich entdeckt haben: Synchronschwimmen. Fast alle machen das. Freiwillig. Gemeinsam mit anderen. Um selbstgesteckte Ziele zu erreichen und kooperativ Choreografien einzustudieren.Und Sie denken sich: „Das ist doch prima! Ich will auch in der Schule ein Synchronschwimmbecken.“
Ihre Schule ist innovativ und erfüllt Ihnen den Wunsch. Allerdings, so wird Ihnen mitgeteilt, müsse man das Synchronschwimmen im Unterricht u.a. auch an die rechtlichen Rahmenbedingungen des Schulsystems anpassen: So müsse natürlich jeder Schüler zwei Schwimm-Armreifen und einen Rettungsring um die Hüfte tragen. Und auch die Wasserhöhe müsse man aus Sicherheitsgründen auf maximal 20 cm absenken. Vorgesehen sei auch, dass jede Gruppe synchronschwimmender Schüler von mindestens zwei Lehrern beaufsichtigt werde, die selbst zwar nicht schwimmen können müssen, das Regelwerk aber genau kennen und sich mit einer Trillerpfeife bemerkbar machen können.
Und als Sie das erste Mal am Rand des Schwimmbeckens stehen und sehen, wie die Schüler(innen) im nicht mal knöcheltiefen Wasser auf dem Boden liegen und auf den Schwimmreifen lustlos und ungelenk hin- und herschaukeln, erkennen Sie, dass Schule und Synchronschwimmen in dieser Form nicht zusammenpassen.
Leider muss man auch Ende 2013 noch feststellen, dass Internetnutzung und Schulsystem in vergleichbarer Weise inkompatibel sind und viele Schüler bei der Nutzung digitaler Medien mit ähnlich absurden Rahmenbedingungen kämpfen müssen, wie die Synchronschwimmer aus dem obigen Beispiel.
Die Frage ist: Wird es möglich sein, diese Systemkonflikte aufzuheben?
Foto: Jesus de Blas,
http://flickr.com/photos/56806023@N00/522878837, CC BY-SA 2.0