Rauchzeichen im Unterricht

Stellen Sie sich bitte Folgendes vor:

Frau X unterrichtet Deutsch in einer Klasse 4 mit 27 Schülern. Eines Morgens findet sie im Lehrerzimmer einige Pakete, die an sie adressiert sind und die sie neugierig öffnet. Sie findet zu ihrer großen Überraschung 27 Wolldecken, reichlich Brennholz und Streichhölzer.

Frau X gehört zu den innovativen und experimentierfreudigen Kolleginnen. Sie erkennt sofort, dass Brennholz und Wolldecken ein ungeheures didaktisches Potenzial besitzen, denn schließlich lässt sich diese Hardware nutzen, um Rauchzeichen zu erzeugen! Und mit Rauchzeichen müsste sich doch allerhand machen lassen im Unterricht, denkt sich Frau X. Da sie aber noch nicht wirklich weiß, wozu Rauchzeichen speziell im Deutschunterricht genutzt werden könnten, postet sie bei Facebook:

“Hallo, suche Ideen für den Einsatz von Rauchzeichen im Deutschunterricht für die 4. Klasse. Habe eine Wolldecke pro Schüler zur Verfügung. Alle Anregungen sind herzlich willkommen!”

Und sofort erhält sie Antwort aus ihrem PLE:

“Ich würde versuchen, die kommunikativen Fähigkeiten zu nutzen: Kurze Texte, Rauchbildchen etc. Mit den neuen Wolldecken lässt sich da auch fächerübergreifend was machen. Aufgabenbeispiele:

1. Übermittle deinen Eltern per Rauchzeichen eine Nachricht im WhatsAPP-Stil
2. Schreibe per Rauchzeichen einen Text darüber, wie ihr mit einem Kastanientier spielt.
3. Kommentiert die Rauchzeichen aus eurer Partnerklasse.
(…)”

Sie halten dieses Szenario für absurd? Das ist es leider nicht (s. Screenshot). Es zeigt aber, was in vielen Fällen und seit Jahrzehnten beim Einsatz neuer Medien falsch läuft. Ziemlich falsch.

Fehlende-Reflexion-FB

P.S.: Wer mehr Theorie als Rauchzeichen will, kann diesen Text von 2003 (!) lesen.

Ein Gedanke zu “Rauchzeichen im Unterricht

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